Konzept von Ulrika Eller-Rüter
STUMME STIMMEN — – – — – — VOICELESS VOICES
Multimedia- Licht- und Schatten- Performance
Elemente der Performance:
„Stabat“ Mater“ von Giovanni Battista Pergolesi (1710- 1736) für Sopran, Alt und Orgel;
Percussion, Schatten-Tanz, Schatten-Walk und Lesung einer fiftyfifty-Verkäuferin
Mitwirkende:
• Schatten-Walk und Lesung: fiftyfifty-Verkäuferin
• Tanz: Milton Camilo
• Gesang: Ulrika Eller-Rüter, Sopran/ Mohani Poulet, Alt
• Orgel: Jürgen Böhme
• Percussion: Friedemann Geisler
Idee, Konzept und Inszenierung: Ulrika Eller-Rüter
>Aufgeführt: am 21.11.21 Stadtkirche Solingen; 25.11.21 St. Johannes, Koblenz-Metternich;
in modifizierter Version Aufführung in der Galerie „fiftyfifty“ Düsseldorf, November 2019
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„Stumme Stimmen/Voiceless Voices““ bringt Schatten ins Licht, thematisiert das Verborgene, Verdrängte, das Un-Erhörte und Unerhörte, wenn aus Tabuzonen der Gesellschaft Frauen aus dem Dunkel treten und im Kostüm des Schattens zu Mitwirkenden der Multimedia- Performance werden.
Im Vorfeld des Projektes hat die Künstlerin Frauen, die am Rande der Gesellschaft leben, im geschützten Rahmen von Bonner Notunterkünften und Obdachlosen-Institutionen getroffen und zusammen mit ihnen in einem partizipativen Prozess kleine szenische Momente für ein Schatten-Theater entwickelt. Das dort entstandene Bildmaterial bildet die Grundlage für eine Licht-und Schatten-Installation, die in der Performance „bespielt“ wird.
Die Einzelschicksale der Frauen werden in den Schatten verborgen, „geschützt“, abstrahiert, allein die Körperhaltungen und damit die Körpersprache, sowie die Gesten der Hände lassen Spuren des individuellen Ausdrucks erkennen. Gewissermaßen treten in diesen Bildern die Frauen, die als stumme Stimmen im Schatten der Gesellschaft leben, als Schatten ins Licht.
In die Dramaturgie der Handschatten sind außerdem berühmte Gesten von Frauenhänden aus der Kunstgeschichte in Form von Schatten integriert, wie z.B. der Maria Magdalena aus der „Kreuzigung“ von Matthias Grünewald, oder der sterbenden Maria von Veit Stoß aus dem „Marienaltar“ (Mariendom Krakau/Polen).
Kontrapunktisch zu den stummen Frauen-Schatten erklingen in der Performance die Stimmen der Sängerinnen in der bekannten, auf ein Marienlied aus dem 13. Jh. zurückgehenden, barocken Komposition „Stabat Mater“ von Giovanni Battista Pergolesi (1710-1736), die dieser wenige Wochen vor seinem eigenen frühen Tod mit 26 Jahren vollendete.
Die Arien künden von der „Marter“ der „Mater“. Das Motiv der Mutter, die im Schmerz um den Tod ihres verstorbenen Kindes klagt und weint, ist religions- und kulturübergreifend und zugleich „zeitlos“.
In der Performance überlagern sich die Bedeutungsebenen der schon allein durch die Tonart „dunkel“ aufgeladenen Musik (Molltonarten c-moll, d-moll) mit der Schattenthematik.
Ein Tänzer „kommentiert“ durch seine Bewegungen durch den in Schwarzlicht getauchten Raum die Musik und tritt in Dialog mit den in der Installation präsenten Schattenfiguren, indem er die in die
Flächen eingearbeiteten phosphoreszierenden Flächen in einer Art Lichtmalerei mit Taschenlampen aufleuchten lässt. Die eingefangenen Handgesten und Silhouetten der Frauen aus dem „Schatten der Gesellschaft“ werden so Teil der Performance.
In Persona ist neben dem Tänzer eine fiftyfifty-Verkäuferin, für die viele Jahre der Worringer Platz in Düsseldorf „Wohnzimmer“ und Zuhause war, anwesend. Sie liest, nachdem sie langsam Schritt für Schritt feierlich den Raum (in diesem Fall das Labyrinth im Kirchenschiff) durchmessen hat aus ihrer Schriftensammlung ihr Gedicht „Die Schattendiva“. Es kündet von der Würde, die sich die Schattendiva trotz Verachtung durch die Mitmenschen erhalten hat.
Die verschiedenen akustischen und visuellen Elemente der Performance sind wie in einer Partitur auskomponiert: in Kontrasten, Konsonanzen und Dissonanzen, in gegenseitigen Überblendungen und Brechungen, als Splitter, als Fragmente und Pausen, ebenso als „Stör-Felder“ – im Zeitgleich und im Nacheinander.
Durch Percussion-Improvisationen, staccato-artige Trommelwirbel, Militärrhythmen, Glockenläuten etc. wird der Strom der klangseligen Barockarien gestört – wie durch Signale aus der Jetztzeit, auch durch die inszenierte Stille, zwischendurch entstehen Brechungen.
Die „stummen“ Stimmen, der als „gefallen“ und als „lost“ stigmatisierten Menschen bekommen in der Performance eine flüchtige und ambivalente Präsenz. Durch sie fällt ein Licht auf das menschliche Drama zwischen Hell und Dunkel, das Brüchige und das Fragile der menschlichen Existenz überhaupt.
STUMME STIMMEN .. . . .. . .. VOICELESS VOICES, Performance und Installation, Düsseldorf (2019)
Malerei, Multimedia- Licht- und Schatten-Installation, Performance mit Konzert und Tanz,
Arien aus dem „Stabat“ Mater“ von Giovanni Battista Pergolesi (für Sopran/Ulrika Eller-Rüter, Alt/Mohani Poulet, Orgel/Tatjana Krimer), Percussion/Friedemann Geisler, Schatten-Tanz/Frieder Mann,Schatten-Walks von fiftyfifty-Verkäuferinnen, Voice, Re-Performance des 2. Satzes der Komposition „4´33“ von John Cage.
Galerie fiftyfifty, Düsseldorf
LOST AND FOUND, Performance und Installation, Chengdu, China (2018)
Intervention in der Wen Xing Factory in Chengdu: Bergung von „lost shoes“;
Licht-und Schatten-Performance mit Tanz und Musik (Gesang, Klavier, Percussion) im SCU-Museum in Chengdu; Kooperation mit dem Tanz- Department der SCU Uni.
ANALOG-PERFORMANCE, Ausstellung und Performance, Moskau, Russland (2017)
„Leçons DE TÉNÈBRES – Tanz der Schatten aus der Dunkelheit“:
Multimedia-Performance mit Gesang, Percussion, Schattenspiel, Lichtinstallation und Tanz/Eurythmie; Rom/Köln/Bonn (2014)
Musik von François Couperin, Jürgen Böhme, Bertold Hummel
Idee//Konzept// Bühnenbild// Gesang Ulrika Eller-Rüter
Die Komposition „Leçons de ténèbres“ wird in einer multimedialen Performance als „Konzert“ (Gesang, Orgel, Percussion) und mit bewegten lebensgroßen Schattenbildern und Projektionen interpretiert.
Mitwirkende: Ulrika Eller-Rüter // Andrea Heidekorn // Sopran;
Jürgen Böhme // Orgel; Friedemann Geisler // Percussion
Stefan Hasler // Tanja Masukowitz // Melaine McDonald // Tanz / Eurythmie
Alexander Seeger//Regie/Choreografie
EXIT, Performance und Installation, Gefängnis Montelupich, Krakau, Polen (2014);
Licht- und Schatten-Installation und Konzert mit Gesang und Orgel=Keyboard in einer Gefängniszelle unter Beteiligung und in Anwesenheit eines Inhaftierten.
Performances at the wall in Bethlehem